Konzertkritik

Else Lasker-Schüler, Emotion und Lyrik

Am 5. Mai: Einladung vom Förderverein Kirche Gosen zu einem musikalisch-literarischen Abend. Die Ausführenden waren die SopranistinCarola Krautz-Brasin, Siegfried Schütze als Rezitator und Peggy Voigt am Klavier. Else (Elisabeth) Lasker-Schüler (1869-1945) hatte die Kunstwelt im Bann gehalten, durch Dramen, durch ihre Prosa, doch vor allem mit ihrer so leidenschaftlichen, bildgefüllten Lyrik, die sich dem großen nie versiegenden Thema feuriger emotionspraller Liebe widmet. Große Anregungen bekam sie durch Freundschaft mit dem Maler Franz Marc, später auch mit Gottfried Benn. Franz Marc hatte ihr als Neujahrsgruß ein Aquarell geschickt "DerTurm der blauen Pferde" - daraus entwickelte sich ein gegenseitiger intensiver Lyrik- und Bildaustausch. Nach auch von Siegfried Schütze in perfekter 



sprachlicher Qualität pointierten Lesungen sang Carola Krautz-Brasin Lieder nach Lasker-Schülers Gedichten in Kompositionen von Charles Kalmán, der mit Einfühlung und Temperament daraus kleine Szenen gestaltet, als wollte er versuchen, die Dichterin mit sanfter Hand in ein romantisches Zeitalter zurückgeleiten. Peggy Voigt war wieder die zuverlässige Begleiterin am E-Klavier, dass leider ein wenig zu sehr im Volumen gedrosselt war: auch von den Tasten sollen dramatische Impulse ausgehen. Else Lasker Schüler wurde 1932 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet, doch bereits ein Jahr später mußte sie als Jüdin Deutschland verlassen -wegen Hitlers Machtergreifung. "Der Fels wird morsch, dem ich entspringe" - sie fand zunächst Asyl in der Schweiz, ging später nach Jerusalem, der Stadt von Juden, Muslimen und Christen, wo sie 1945 verstorben ist. Der Abend in Gosen war eine würdige Ehrung und impulsive Anregung zu weiterem Eintauchen in das Werk der großen Lyrikerin. 

Kurt Dietmar Richter

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen